Wälder der Zukunft
Wald und Klimawandel
Mit dem Klimawandel wird es unter den Baumarten im Schweizer Wald Gewinner und Verlierer geben: Die Fichte wird zum Beispiel im Mittelland langfristig durch Trockenheit ertragende Arten wie die Traubeneiche ersetzt.
In den vergangenen 30 Jahren sind die Temperaturen im Alpenraum fast doppelt so stark angestiegen wie im globalen Mittel. Klimamodelle lassen annehmen, dass gegen Ende des 21. Jahrhunderts in der Schweiz sommerliche Trockenperioden häufiger und intensiver sind und länger andauern. Starkniederschläge dürften heftiger werden, tiefe Wintertemperaturen hingegen seltener.
Die Klimaänderung beeinflusst das Gedeihen der Baumarten. Die Baumartenzusammensetzung wiederum beeinflusst den Holzertrag und -erlös, die Schutzwirkung des Waldes gegen Naturgefahren, die Vielfalt anderer Organismen und auch das Landschaftsbild. Insgesamt ist das Risiko erheblich, dass der Wald solche Leistungen mit dem Klimawandel weniger gut erbringen kann. Das stellt Waldeigentümer und Förster vor grosse Herausforderungen.
Die Waldfläche erstreckt sich vom Südhang des Geissberges (Hasel bis Bürersteig), rund um und auf dem Bützberg bis zum Osthang der Burghalde in Richtung Möhntal. Die Buche bildet mit rund 45 % die Hauptbaumart, gefolgt von der Esche mit 13 %, der Eiche und der Föhre mit 11 % und den anderen Baumarten wie Ahorn, Linde, Kirsche, Tanne, Fichte, Lärche und weitere mit insgesamt 20 %. Der Laubholzanteil ist mit rund 81 % sehr hoch, womit der Wald sehr naturnah ist.
Bedingungen ändern sich
Mit der zunehmenden Erwärmung ändern sich die Standortbedingungen der einzelnen Baumarten stark. Die Fichte als Flachwurzler hat es in unserer Gegend schwer und wird wohl verschwinden. Auch die Tanne wird stark zurückgehen. Die Esche wird durch die Eschenwelke, eine Pilzkrankheit, ebenfalls stark reduziert. Man rechnet mit rund 90 % Ausfall. Besorgniserregend ist die Prognose auch für unsere Hauptbaumart die Buche. Auch dieser Baumart bereitet der Klimawandel grosse Probleme, beziehungsweise die Standortbedingungen werden sich so verändern, dass mit grossen Ausfällen zu rechnen ist. Zu den Gewinnern werden ohne Zweifel trockenheitsresistente Baumarten wie zum Beispiel die verschieden Eichenarten zählen.
Die nachfolgenden Bilder stammen aus dem Betriebsteil Geissberg. Das extreme Hitze- und Trockenjahr 2018 hat dem Wald sehr stark zugesetzt und zeigt deutlich auf, was mit dem Klimawandel auf uns zukommt.
Auf welche Baumart wollen wir in Zukunft setzen?
Die zentrale Frage, welche sich angesichts des Klimawandels allen Waldbesitzern zusammen mit uns Förstern stellen wird, ist die Frage auf welche Baumarten wir in Zukunft setzen wollen. Die Leitplanken dazu gibt das Waldgesetz vor. Mit rund 30 heimischen Baumarten stehen den Waldbesitzern aber eine doch recht grosse Auswahl zur Verfügung. Mehr als 20 dieser Baumarten weisen eine hohe bis sehr hohe Temperaturtoleranzstufe auf. Die Liste der 20 Baumarten finden Sie hier.
Um das Risiko von Ausfällen möglichst klein zu halten kommt der Wahl der standortgerechten und trockenheitsresistenten Baumart eine zentrale Rolle zu. Es wird auch angestrebt, dass Risiko auf möglichst viele Baumarten zu verteilen. Die Pflanzensoziologische Kartierung (Kanton Aargau ist flächendeckend kartiert, (Karte ist im agis einsichtbar) und die sogenannten Ökogramme der einzelnen Baumarten erleichtern die Entscheidung und zeigen auf, an welchen Standorten sich eine Baumart wohl fühlt.
Ökogramm Weisstanne
Der Klimawandel wird in unserer Gegend zu einer Verlagerung der heutigen submontanen Höhenstufe (Ziemlich mild bis mild) in die kolline Höhenstufe (sehr mild bis ziemlich warm) führen. Aus diesem Grund hat die Abteilung Wald des Kanton Aargau die Ökogramme der verschiedenen Baumarten auf die kolline Höhenstufe angepasst. In einem Ökogramm werden die Waldgesellschaften in Abhängigkeit vom Bodenwassergehalt (y-Achse) und vom Basenreichtum (x-Achse) dargestellt. Mit der Berücksichtigung der Höhenstufe wird auch der Standortfaktor «Wärme» berücksichtigt.
Das obige Beispiel der Weisstanne zeigt auf, dass die Baumart in den Waldgesellschaften 7b, 7c, 46a, 46g die optimalen Standortbedingungen hat und sich hier wohl fühlt (gestrichelter Bereich). Je mehr dieser Bereich verlassen wird, je grösser wird das Risiko eines Ausfalls.
Naturverjüngung oder Pflanzung
Gemäss Aargauer Waldgesetz hat die Bewirtschaftung den Anforderungen des naturnahen Waldbaus zu entsprechen, Dazu gehören Naturverjüngungen, standortgerechter Baum- und Straucharten sowie die Orientierung an natürlichen Abläufen. Weil viele der oben aufgeführten Baumarten heute nicht mehr oder nur sehr selten vorkommen, können sie sich auch nicht natürlich verbreiten. Es wird daher zwingend nötig sein, diese Baumarten durch Pflanzungen ein- zubringen.
Eine aufwendige Aufgabe über welche sich unsere Nachkommen aber sicher freuen werden.