Rütifels- Einzigartiger Lebensraum
Fels- und Blockschutthalde Rütifels
Die trocken-warmen Südhänge des Geissberges bieten ideale und selten gewordene Lebensräume für Reptilien. Vor allem wegen des Vorkommens der sehr seltenen Juraviper ist der Standort weit über die Landesgrenze bekannt. 1991 wurde von (DUSEJ und BILLING) die Bestandsaufnahme der Aargauischen Reptilen abgeschlossen. Diese zeigt auf, dass die vom Aussterben bedrohte Juraviper im Aargau nur noch an zwei weit voneinander entfernten Standorten vorkommt.
In der Schweiz sind seit 1967 alle einheimischen Reptilienarten durch das Bundesgesetz geschützt. Es ist verboten sie zu töten, zu fangen oder ihre Lebensräume zu zerstören. Dennoch haben ihre Bestände weiterhin zum Teil stark abgenommen und viele Populationen sind in jüngster Zeit verschwunden. Da sich nur eine kleine Gruppe interessierter Liebhaber und Fachleute mit diesen versteckt lebenden Tieren befasst, wird ihr Verschwinden meist viel zu spät oder gar nicht bemerkt.
Geissberg - ein Reptilienobjekt von nationaler Bedeutung
Die landschaftliche Vielfalt des Geissbergs ist einmalig. Sonnige Schutthalden und Felsfluren sowie lichte Föhren und Eichenwälder bieten nicht nur Reptilen einen der letzten weitgehend unberührten Lebensräume. Leider nimmt der Druck durch die stetig wachsende Bevölkerung im Aargau und die Nutzung des Waldes als unentgeltliche Freizeit- und Sportarena stetig zu. Der Standort wird auch von einer hohen Artenvielfalt geprägt.
Der betörende Geruch und die intensiven Farben des Seidelbastes stimmen den Besucher schon früh im Jahr auf den Frühling ein.
Felsköpfe und Blockschutthalden beherbergen vor allem seltene und bedrohte Tiere und Pflanzen wie Reptilien oder allgemein die lichtbedürftige Felsflora. Sie werden im Aargau als Spezialreservate ausgeschieden. Im Gegensatz zu den Nutzungsverzichtsflächen benötigen sie eine spezifische Pflege, damit sie ihren ursprünglichen Zustand erreichen oder halten können.
Naturwaldreservat Rütifels
Im Jahr 2021 hat die Ortsbürgergemeinde Remigen (Waldbesitzer) die Vereinbarung über die Ausscheidung des Waldreservats Rütifelsen unterzeichnet. Die Vereinbarung dauert 50 Jahre und endet im Jahr 2051. Auf der bezeichneten Waldfläche verzichtet die OBG auf jegliche Holznutzung und auf Pflegeeingriffe. Dadurch soll der natürlichen Entwicklung freien Lauf gelassen werden, so dass von menschlichen Eingriffen unbeeinflusste Alterungs- und Zerfallsprozesse ablaufen können.
Ausnahme bilden in Absprache mit der Abteilung Wald naturschutzbedingte Eingriffe zum Schutz und zur Förderung gefährdeter Tier- (Reptilien) und Pflanzenarten (Felsflora).
Bedürfnisse ändern sich
Bis vor 30 Jahren versuchte man die kargen Standorte mit viel Aufwand zu bewalden. Die Holzproduktion stand im Vordergrund. Der Naturschutz im Wald hatte keine so grosse Bedeutung. Dadurch nahm die Beschattung der früher offenen und locker bewaldeten Flächen stetig zu, wodurch sich der Lebensraum für die wärmeliebenden Reptilien drastisch verschlechterte. Die Bestandsaufnahme, welche wie oben erwähnt im 1991 durchgeführt wurde, zeigte diese Veränderung und den Handlungsbedarf deutlich auf.
In den 90iger Jahren vor allem aber auch mit dem Beginn des Naturschutzprogramms Wald, welches 1996 durch den Grossen Rat des Kanton Aargau genehmigt wurde, gewann der Naturschutz im Wald deutlich an Bedeutung. Im Rahmen dieses Programms werden nun in Absprache mit der Abteilung Wald des Kantons Etappenweise alle 1 bis 2 Jahre Eingriffe ausgeführt. Das Ziel liegt jeweils darin, die offenen und locker bewaldeten Strukturen wie sie früher vorherrschten, wieder herzustellen.