Kleinstrukturen schaffen Rückzugsorte
Waldränder
Als Übergangsbereich zwischen Wald und offener Flur haben Waldränder eine grosse Bedeutung. Dies aus ökologischer wie auch aus ästhetischer Sicht. Heute ist der Übergang vom Kulturland zum Wald häufig sehr abrupt. An eine gemähte Wiese, einen Acker oder gar eine Strasse schliesst direkt ein geschlossener Wald mit hohen Bäumen an. Für viele Tierarten ist das problematisch. Ihnen fehlen geschützte Warten, von denen aus sie sich aus dem Wald ins Offenland wagen oder bei Gefahr rasch wieder sicheren Schutz aufsuchen können. Es fehlen auch besonnte Nist- und Brutgelegenheiten sowie ein vielfältiges Nahrungsangebot in jeder Saison.
Entlang aufgelichteter Waldränder kann sich eine üppige Strauchschicht und ein vorgelagerter Krautsaum entwickeln. Für Bienen und Hummeln, Käfer und Schmetterlinge aber auch Vögel und Kleinsäuger sind Blüten und Beeren tragende Sträucher ein Paradies.
Waldrand Stierematt Remigen (unterhalb Kantonsstrasse). Artenreicher Waldrand mit vorgelagerter Magerwiese und vorhandener Kraut- und Strauchschicht.
Naturschutzprogramm Wald
Das Naturschutzprogramm Wald des Kanton Aargau hat sich zum Ziel gesetzt im ganzen Kanton 400 km Waldränder aufzuwerten. Aufgewertet werden vor allem Waldränder wo wertvolle Lebensräume oder ökologische Ausgleichsflächen der Landwirtschaft angrenzen. Waldbesitzer mit geeigneten Objekten können beim Kanton bzw. der Abteilung Wald ein Projekt einreichen. Wird dieses als geeignet beurteilt beteiligt sich der Kanton erheblich an den anfallenden Kosten. Vor allem die sogenannten Ersteingriffe sind aufwendig. Es werden rund zwei Drittel der Bäume entfernt. Stehen bleiben ökologisch wertvolle Bäume wie Eichen, Wildobstbäume, Weiden, Feldahorn, Els- und Mehlbeerbäume, etc. Damit wird Licht und Platz für Sträucher geschaffen. Um die Qualität der aufgewerteten Waldränder zu halten, werden nach 6 bis 8 Jahren Pflegeeingriffe auch Folgeeingriffe genannt, nötig.
Kleinstrukturen
Mit sogenannten Kleinstrukturen kann der Wert des Waldrandes zusätzlich erhöht werden. Als Kleinstrukturen gelten Asthaufen oder auch liegende Bäume (Totholz) und im Wald eher seltene Steinhaufen. Asthaufen müssen mindestens 2,5 x 2,5 m breit und eine Höhe von 1 m aufweisen. Sie müssen auch eine Aufzuchtkammer vor allem für das Hermelin oder das Wiesel aufweisen. Zudem sollte ein besonnter Standort mit genügend Entfernung zu Strasse/Weg gewählt werden.
Waldbewohner Hermelin und Mauswiesel
Hermelin, früher auch grosses Wiesel genannt. Foto: Beate Ludwig © | Mauswiesel, früher auch «Zwergwiesel» genannt. Foto: Beate Ludwig © |
Haben Sie gewusst, dass das Wiesel mit Abstand der beste «Mausfänger» ist? Jedes Wiesel braucht im Durchschnitt als Nahrung 1–2 kleine Wühlmäuse pro Tag oder 1 grössere Wühlmaus pro 1–2 Tage. Das mit Abstand einfachste und beste Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten ist die schwarze Schwanzspitze. Dies hat nur das grössere Hermelin.
Weil sie so tüchtige Mäusejäger sind, begegnet der Mensch den Wieseln von alters her mit Wohlwollen. Trotzdem fällt ihnen heute mancherorts das Überleben schwer. Denn als unsere kleinsten heimischen Raubtiere haben sie viele natürliche Feinde und benötigen ein entsprechend reiches Angebot an feindsicheren Unterschlüpfen und blickdichten Deckungsmöglichkeiten. Hieran herrscht in ausgeräumten, strukturarmen Landschaften jedoch Mangel. Oftmals könnten mit recht simplen Massnahmen unsere beiden heimischen Wiesel gefördert werden.